Alle Beiträge von Jüscho

Zweites Friedensforum in Marburg

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Die Marburger Friedensbewegung konnte anlässlich des Antikriegstages am 1. September zum zweiten Mal in Folge ein Friedensforum durchführen, an dem rund 250 Menschen teilnahmen. Dass sie ein bunter Haufen ist, die Marburger Friedensbewegung, zeigten die auf dem Pfarrhof der Lutherischen Pfarrkirche aufgebauten Stände von gewerkschaftlichen, linken und christlichen Initiativen, von der Ortsgruppe der IG BCE bis hin zu den Naturfreunden. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von „The Underground Groove Society“, die wir in dieser Reportage im Hintergrund gelegentlich hören. Ein weiteres kulturelles Highlight bildete „Rositas Puppenbühne“ aus Berlin. Höhepunkt des diesjährigen Friedensforums war wieder eine Podiumsdiskussion, diesmal unter der Fragestellung „Was nützt dem Frieden?“. Wir aber zogen zuvor eine Bilanz des vergangenen Jahres mit den Friedensaktivisten Johannes M. Becker und Stephanus Schmiedel und kamen dabei zunächst auf ein trauriges Ereignis zu sprechen, den Tod der an Krebs erkrankten sozialistischen Christin Eva Gottschaldt, die hier in Marburg über Jahrzehnte hinweg hervorragende antifaschistische und Friedensarbeit geleistet hat.

7.500 Menschen auf Marburgs Straßen gegen Xenophobie und Rechtsextremismus

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Am Freitag, den 7. September, fand eine der beeindruckendsten Demonstrationen in der Geschichte Marburgs statt. 7.500 Menschen gingen auf die Straße, um nach den Ereignissen in Chemnitz unter dem Motto „Wir sind mehr“ ein Zeichen zu setzen gegen Xenophobie und Rechtsextremismus. 7.500 Menschen – das bedeutet, dass jede/r zehnte Marburger*in an diesem Freitag auf der Straße war, um dieses Zeichen zu setzen!
Zu der Demonstration aufgerufen hatten der Magistrat der Stadt Marburg, einhellig die Marburger Stadtverordnetenversammlung sowie 120 Marburger Vereine, Organisationen und Institutionen.
Wir hören im Folgenden ein Kurzinterview mit dem Marburger Oberbürgermeister Thomas Spies, das wir mit ihm kurz vor Beginn der Demonstration führten und anschließend einige Statements von an der Demonstration Teilnehmenden. Hernach hören wir hintereinander weg hinein in die auf dem Marburger Marktplatz vorgetragenen Beiträge von
– Oberbürgermeister Thomas Spies,
– Schauspieler*innen des Hessischen Landestheaters,
– der stellvertretenden Stadtverordnetenvorsteherin Elke Neuwohner,
– der Vizepräsidentin der Philipps-Universität Evelyn Korn,
– Georg Simonsky, der mit einer Gruppe von Marburger*innen Teilnehmer einer Gegendemonstration in Chemnitz gegen Rechtsextremismus war, die prompt von Rechtsextremen attackiert wurde,
– der Friedens-und Konfliktforscherin Maximiliane Jäger-Gogoll,
– sowie dem Dekan der evangelischen Kirche, Burkhard zur Nieden.
Letzterer begleitete am Akkordeon den Musiker Robert Oberbeck, den wir mit einem Song von Neil Young am Ende dieses Beitragsmarathons, der in der Sache einig war, dennoch aber interessante Akzentunterschiede aufwies, zu hören bekommen.
Nach dem Ende der Demonstration und Kundgebung führten wir noch ein kurzes Interview mit Georg Simonsky.

50 Jahre DKP

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Im berühmten Jahr 1968 kam es in (West)Deutschland zur Wiedergründung einer kommunistischen Partei nach ihrem Verbot 1956.
Darüber unterhielten wir uns mit dem emeritierten Professor für Politische Wissenschaft der Universität Marburg, Georg Fülberth.
Fülberth war lange Zeit erst für die DKP, dann für eine Bündnisliste aus DKP und Linkspartei Stadtverordneter im Marburger Stadtparlament. Er ist auch heute noch in der DKP und wird es auch bleiben.

Rostams Reise nach Deutschland

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Viel wird derzeit über Flüchtlinge gesprochen und geschrieben. Die Betroffenen selbst kommen nur selten zu Wort. Zu diesem hat sich jetzt der 18jährige Rostam Nazari mit seinem Buch „Rostams Reise. Von Afghanistan nach Deutschland“ gemeldet.
Rostam Nazari lebte bis zu seinem 7. Lebensjahr in Afghanistan. Aufgrund eines tödlich verlaufenen Landkonflikts mit Nachbarn, in dem auch die Taliban eine Rolle spielten, musste seine Familie wie so viele Afghanen in den Iran fliehen, wo das Leben für afghanische Flüchtlinge allerdings nicht leicht ist. 2015 fassten Rostams Eltern daher den Beschluss, nach Deutschland weiterzufliehen. Doch nur Rostam Nazari selbst, einem seiner Brüder und einem Cousin gelang die Flucht, der größte Teil seiner Familie lebt nach einer gefährlichen Odyssee wieder im Iran.

Als Rostam Nazari im Alter von 15 Jahren nach Marburg in Deutschland kam, war er Analphabet. Heute, im Alter von 18 Jahren, spricht, schreibt und liest er nicht nur Deutsch, sondern ist auch Buchautor in dieser Sprache. Das muss mensch auch erstmal hinbekommen.

Nazaris Buch ist in mehrfacher Hinsicht sehr lesenswert. Nicht allein weil, wie schon gesagt, das Thema Flucht und Migration aus den Augen eines Betroffenen geschildert wird. Darüberhinaus erfährt mensch auch viel von dem Alltagsleben der Menschen in Afghanistan und im Iran, von den Schrecken der Flucht und wie es sich anfühlt, in einem fremden Land, dessen Sprache mensch nicht versteht, um Asyl bitten zu müssen. Aus diesem Interview wird außerdem sehr plastisch klar, warum Seehofers AnkER-Zentren zutiefst inhuman sind genau wie die jetzige Politik der „Familienzusammenführung“. Und wie restriktiv in Wirklichkeit das Recht auf Asyl von den deutschen Behörden behandelt wird.

Beeindruckend ist auch die Mahnung des 18jährigen Rostam Nazaris, dass wir alle, was immer auch unsere jeweiligen Attribute sein mögen, Menschen sind, für die die gleichen Menschenrechte gelten sollten. Aber hören Sie/hört selbst.

Anmerkung: Rostam Nazaris Buch „Rostams Reise. Von Afghanistan nach Deutschland“ erschien dieses Jahr im DeBehr-Verlag, ist 274 Seiten stark und kostet 12,95 Euro.

„Marx als Produkt“ – ein Vortrag von Georg Fülberth

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Anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx hielt der emeritierte Professor der Politikwissenschaft Georg Fülberth in Marburg wie in einer Reihe anderer Städte einen Vortrag, der sich im ersten Teil mit der wissenschaftlichen Arbeit von Marx im Kontext seiner Zeit, in der er lebte, befasst, und im zweiten Teil der Frage nachgeht, wie sich der Marxismus in den Formationen des Kapitalismus nach Marx‘ Tod weiterentwickelte. Ein weiterer Blick wird außerdem geworfen auf die Enwicklung des „Marxismus“ im Staatssozialismus.

Georg Fülberth gehört sicherlich zu den hervorragendsten Kennern der wissenschaftlichen Werke von Karl Marx und seines Freundes Friedrich Engels. Über Letzteren schrieb Fülberth ein Buch, das dieses Jahr im PapyRossa Verlag erschienen ist und über das noch zu sprechen sein wird.
Weitere empfehlenswerte Bücher unseres Autors u. a.: „Marxismus“, „G Strich – Kleine Geschichte des Kapitalismus“ und seine kürzere Variante „Kapitalismus“.
Fülberth arbeitet außerdem an der Erstellung der Marx-Engels-Gesamt-Ausgabe (MEGA) mit.
Georg Fülberth sprach seinen Vortrag bei uns nocheinmal ein, dafür sehr herzlichen Dank.

Hier zur schriftlichen Fassung:

„Marx als Produkt“ – ein Vortrag von Georg Fülberth weiterlesen

„Seenotrettung ist kein Verbrechen – Unterlassene Hilfeleistung schon!“

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Am letzten Samstag hatte die internationale Organisation „Seebrücke“ auch in Marburg zur Demonstration aufgerufen. Dem Demoaufruf folgten mehr als 5oo Menschen. Ihre Forderungen waren unüberhörbar und unübersehbar. Auf der Lahn fanden sich zwei mit einem Transparent verbundene Treetboote, auf dem zu lesen stand: „Seenotrettung ist kein Verbrechen – Unterlassene Hilfeleistung schon!“ Auf den während der Demonstration mitgeführten Schildern und Transparenten waren Parolen zu lesen wie „Stoppt das Sterben, nicht die Retter“, „Make Borders History“ oder „Seebrücke statt Seehofer“.
In diesem Beitrag hören wir ein Statement einer Seebrückenaktivistin kurz vor Beginn der Demo, die Wortbeiträge der Studierendenorganisation „dissident“ und der Flüchtlingsrettungsorganisation „Jugend rettet“. Im Anschluss daran führten wir noch ein Kurzinterview mit dem 18jährigen afghanischen Flüchtling Rostam Nazari, der ebenfalls kurz auf der Demonstration gesprochen hatte. Rostam Nazari hat ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben. Es heißt: „Rostams Reise. Von Afghanistan nach Deutschland.“ Wir haben es inzwischen gelesen und können es nur sehr empfehlen. Wie wir hören werden, haben wir bereits ein Gespräch mit Nazari über sein Buch ausgemacht.

Streit um das Marburger „Grünes Wehr“

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Die Marburger*innen rieben sich verwundert die Augen, als sie diese Wochen vernahmen, dass es schon seit einem halben Jahrhundert Gutachten gebe, die die Sanierung des Grünen Wehrs forderten. Das letzte dieser Art sei 2008 erstellt worden, so die Stadtregierung. Als dann auch noch herauskam, dass diese Sanierung ein de facto – Abriss des seit bald einem halben Jahrtausend existierenden und funktionierenden Wehrs sein sollte und dass nebst Fischtreppe ein Kanupass mit Betonpodest gebaut werden sollte, da war für viele das Maß voll.
In Weidenhausen formierte sich eine Bürger*inneninitiative, die in Rekordzeit tausende Unterschriften gegen dass Vorhaben sammeln konnte. Auf diese Proteste reagierte Stadtpolitik mit dem Angebot eines „Bürgerworkshops zur Sanierung des Grünen Wehrs“, der am 26. Mai stattfand und von 200 Bürger*innen besucht wurde. Ein Ergebnis dieses Workshops war die Zusicherung von OB Spies eines aktuellen „Kurzgutachtens“ zum Grünen Wehr, das noch in diesem Jahr vorliegen solle. Gegenstand dieses Kurzgutachtens solle erstens die Frage sein, wie standfest das Wehr aktuell sei und zweitens die Frage, ob es grundsätzlich andere Sanierungsmöglichkeiten gebe, um den Baukörper des Wehrs mit gleicher Stabilität, Standsicherheit sowie denkmalgerecht und naturnah zu erhalten.
Der Trotzfunk unterhielt sich mit Genua Scharmberg von der Bürger*inneninitiative Grünes Wehr an Ort und Stelle darüber, wie Stadtpolitik das Thema kommunizierte, über die Haltung der BI zum Workshop, über die Frage, ob ein noch in diesem Jahr erstelltes Kurzgutachten die Intention der BI erfülle und wie es aus Sicht der BI denn nun weitergehen müsse.

Aktionsbündnis Aktivierende Pflege gegründet

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Marburger Altenpfegeschüler*innen haben ein Aktionsbündnis Aktivierende Pflege gegründet, um dem Pflegenotstand nicht länger tatenlos zuzusehen. Genau genommen taten das die hier Beteiligten eigentlich schon länger nicht. Denn letztes Jahr waren sie maßgeblich an einer gut besuchten Podiumsdiskussion mit Parteienvertreter*innen im Cineplex vor den Bundestagswahlen beteiligt.
Jetzt gründeten sie ein Aktionsbündnis, das mit einem Flashmob auf dem Marktplatz auch schon aktiv wurde. Viel Grund also für den Trotzfunk, mit den Aktivist*innen ins Gespräch zu kommen.
Übrigens: Das Aktionsbündnis Aktivierende Pflege heißt Mitstreiter*innen sehr willkommen. Es kann kontaktiert werden unter:
Website: ab-aktivierende-pflege.de
E-Mail: info@ab-aktivierende-pflege.de

Marburger Wagenburg belagert!

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Obwohl Marburger Stadtpolitik auf der jüngsten Sitzung des Runden Tisches zum Thema Wohnen zugeben musste, dass der Wohnungsmarkt wie leergefegt sei, mit entsprechend hohen Mieten, und sie sich eben dort euphorisch zu gemeinsamen Wohnformen bekannte, kündigte sie unlängst den Wagenplatzbewohner*innen am Jägertunnel, die dort in den letzten 5 Jahren mit viel Engagement und Arbeit ein hochinteressantes und spannendes gemeinschaftliches Wohnprojekt aufgebaut haben.
In Begleitung der Stadtverordneten der Marburger Linken, Tanja Bauder-Wöhr, besuchte der Trotzfunk den Wagenplatz.