Unter diesem Motto zogen am Dienstagnachmittag rund 200 Demonstrierende durch die Marburger Innenstadt. Protestiert wurde insbesondere gegen die Vergabe des Lokschuppens an ein Bieterkonsortium unter Federführung der Firma Schneider, dessen Teil der Christus-Treff ist. Zum Zeitpunkt der Demonstration waren weder die geschäftlichen Beziehungen mit dem anderen verbliebenen Bieter, Christmann+Pfeifer (C+P), beim Ausbau des Stammsitzes der Firma Schneider in Fronhausen bekannt, noch dass die angeblichen Konkurrenten sich zu einer Bietergemeinschaft um den Marburger Ringlokschuppen kartellieren würden, wie es nun bekannt wurde.
Der Kritik am Christus-Treff wurde in Marburg der Vorwurf der Kindlichkeit, Intoleranz, Inkompetenz und Unsachlichkeit entgegengehalten, so in der Berichterstattung der Oberhessischen Presse vom 7.06. d.J. zur öffentlichen Anhörung der verbliebenen Nutzungskonzepte. Dass davon keine Rede sein kann, hören wir in den folgenden Redebeiträgen vom Autonomen Schwulenreferat im AStA Marburg, Pro Choice Marburg, der Theologiefachschaft Roter Faden sowie vom Autonomen Frauen Lesben Referat Marburg, die auf der Demonstation am Dienstag gehalten wurden. Uns ist bislang keine Argumentation bekannt, die der hier geäußerten profunden Kritik qualitativ das Wasser reichen könnte. Doch hören Sie selbst.
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Streit um den Ringlokschuppen – Gespräch mit Konstantin Korn vom ASTA Marburg
Dieses Gespräch mit Konstantin Korn vom Marburger ASTA führten wir am Dienstagnachmittag kurz vor einer Demonstration des „Bündnisses gegen Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus“, die sich gegen die Vergabe des Ringlokschuppens an den Christus-Treff wandte. (Berichterstattung folgt)
Am Wochenende zuvor war auf der lokalen Wirtschaftsseite der OP zu lesen, dass der eine der beiden übriggebliebenen Bewerber um den Kauf des Ringlokschuppens, der mit dem Christus-Treff verbandelte Optikmaschinen-Hersteller Schneider, seinen Stammsitz in Fronhausen erheblich ausbaut und mit diesem Ausbau den anderen Bewerber, C+P also, beauftragt hat.
Diese Meldung auf ihrer lokalen Wirtschaftsseite wurde von der OP aber bis zum späten Dienstagabend nicht in den Bezug auf die Bewerbung um den Ringlokschuppen gesetzt. Das aber tat uns gegenüber die Stadtverordnete Tanja Bauder-Wöhr von der Marburger Linken, die nun erstaunt fragte, ob angesichts dieser geschäftlichen Verbindungen nebenan in Fronhausen denn überhaupt noch von zwei Bietern die Rede sein könne.
Dass es das nicht kann, ist nunmehr offiziell: Die angeblichen Konkurrenten Schneider und C+P haben sich in eine Bietergemeinschaft inklusive Christus-Treff verwandelt, die nun den Magistrat bittet, die für kommenden Freitag vorgesehene Abstimmung über die Nutzungskonzepte zu verschieben. Donnerstagabend soll darüber im Ältestenrat diskutiert werden.
Es wird aber überhaupt spannend sein, wie die Stadt auf diese Vorgänge zu reagieren gedenkt.
What’s up? – Ein Gespräch mit Kai Degenhardt
Auf der 1. Maikundgebung in Marburg sorgte Kai Degenhardt für das Musikalische. Danach schnackten wir mit ihm in einem Cafe in der Nähe des Kundgebungsplatzes, daher die bisweilen lauteren Hintergrundgeräusche.
Degenhardts letzte Platten sind „Weiter draußen“ und „näher als sie scheinen“ und daraus, wie auch aus seinen früheren Alben, bedienen wir uns kräftig in unseren Livesendungen. Mit anderen Worten: Wir können sie wärmstens empfehlen!
Bericht zur Protestkundgebung gegen Kürzungshaushalt in Marburg
Um 15 Uhr begann am 31. März eine Kundgebung auf dem Marburger Marktplatz, auf der sich rund 500 Menschen gegen die Kürzungsvorhaben von SPD, BfM und CDU im Sozial-, Bildungs- und Kulturbereich wandten, die, wie berichtet, später an diesem Tag in der Stadtverordnetenversammlung durchgesetzt wurden.
Auf dieser Kundgebung sprachen Iris Demel vom Paritätischen, Wolfram Adam für den Stadtelternbeirat, Christian Schmidt für die Grünen, Elisabeth Kula für die Marburger Linken und Valentin Papendorf für das Offene Schülertreffen.
Pit Metz, Kreisvorsitzender des DGB, führte durch die Kundgebung.
Kürzungshaushalt gegen Proteste durchgesetzt
Trotz der Proteste gegen die Kürzungen im Sozial-, Bildungs- und Kulturbereich, die am Freitag, den 31. März, in die Kundgebung von rund 500 Leuten auf dem Marktplatz vor der Stadtverordnetenversammlung mündeten, wurde mit den Stimmen von SPD, BfM und CDU ein Haushalt verabschiedet, der nach Angaben der OP die Minderung von Zuschüssen im Sozialbereich von rund 100.000 Euro und im Kulturbereich von rund 70.000 Euro vorsieht.
Die Haushaltsdebatte im Parlament brachte im Wesentlichen nichts Neues. Die Haushaltsbefürworter(inn)en sehen ein strukturelles Haushaltsdefizit und ein Ausgabenproblem der Stadt, die Haushaltsgegner(inn)en, bestehend aus Marburger Linken, Grünen und Pirat, sehen dagegen die finanzielle Situation der Stadt absichtsvoll schlecht geredet. Darüber hinaus verlangt die Marburger Linke eine Anhebung des Gewerbesteuerhebesatzes von derzeit 400 Punkten auf den Durchschnitt der Städte vergleichbarer Größe in Deutschland, der bei 430 Punkten läge. Auch die Grünen, die noch einmal für ein linkes Bündnis aus SPD, Marburger Linken und ihnen selbst plädierten, schließen mittelfristig eine Erhöhung der Gewerbesteuer nicht aus im Gegensatz zu SPD, CDU und BfM.
Die Absicht des „absichtsvollen Schlechtredens“ der Marburger Finanzlage verortete der Fraktionschef der Grünen, Dietmar Göttling, in der Haushaltsdebatte bei „rechten Strategen der SPD“, die diese der CDU zutreiben wollten. Oberbürgermeister Spies unternehme das, um den neoliberalen, autoritären Sparkommissar geben zu können und verkaufe die Stadt dafür an eine Partei, die weder mit dem Bortshausener Kriegerdenkmal noch mit dem von rechten Burschenschaften dominierten Marburger Marktfrühschoppen irgendwelche Probleme habe. Spies desavouiere dabei die Politik seines Vorgängers Vaupel, dessen nicht mehr Bürgermeister sein nicht nur bei Göttling erkennbare Phantomschmerzen auslöst. Natürlich durfte auch in der Marburger Haushaltsdebatte der US-amerikanische Präsident Donald Trump nicht fehlen. Auf die Streichungen in Sachen Klimaschutz im Marburger Haushalt anspielend rief Göttling aus: „Wäre Trump Oberbürgermeister in Marburg, er wäre stolz auf seine Republikaner.“
Der Fraktionschef der Marburger Linken, Jan Schalauske, sprach ebenfalls von der Beschwörung eines Haushaltsdefizits als einem Manöver, um die SPD in die Arme der CDU zu treiben. Bezüglich der „intensiven Zusammenarbeit“, so lautet die Sprachregelung der faktischen Großen Koalition zwischen SPD und CDU, sprach Schalauske von einer Zeitenwende. Zwar seien durch die Mobilisierungen drastischere Kürzungen im Sozial- und Kulturbereich für 2017 abgewendet worden, die allerdings im Einzelnen trotzdem sehr wehtun könnten, doch sei zu befürchten, dass die jetzigen Kürzungen erst der Auftakt für spätere noch radikalere seien.
In der Tat wurde von den Rednern der CDU in der Haushaltsdebatte der dauerhafte Haushaltsausgleich als zentralen Punkt ihrer Kommunalpolitik benannt. 20 Millionen Euro an Haushaltskürzungen in den nächsten Jahren stehen hier in Rede.
Wie OB Spies mit den Freien Trägern im Sozialbereich auf der einen Seite eine „Kooperative Sozialplanung“ gestalten will und auf der anderen Seite mit der CDU als Koalitionspartner Haushaltspolitik betreiben will, bleibt vorerst sein Geheimnis. Die Sozial- und Kulturinitiativen der Stadt sind jedenfalls gut beraten, ihren außerparlamentarischen Druck aufrechtzuerhalten.
Bücher für unter dem Weihnachtsbaum
Interview mit Horst Eckert, Autor des Krimis „Wolfsspinne“, anlässlich einer Lesung im Rahmen des „Krimi Festival Marburg“ im Herbst. „Wolfsspinne“ ist der dritte Fall des Düsseldorfer Kommissars Vincent Che Veih. Wie Wolfgang Schorlau stellt Horst Eckert den NSU in den Mittelpunkt seines vielschichtigen Romans.
Buchkritik zum Interview: Wir müssen vor dem neuen Krimi „Wolfsspinne“ von Horst Eckert eindringlich warnen! Er ist nur zu lesen, wenn Sie für einige Stunden keine dringlichen Termine haben. Sonst laufen Sie ernsthaft Gefahr, diese zu verpassen, weil Sie sich außerstande sehen werden, das Buch vor Ende aus der Hand zu legen.
Mit anderen Worten: Wir können es nur allerwärmstens empfehlen.
Bücher für unter dem Weihnachtsbaum
Interview mit Wolfgang Schorlau, Autor des politischen Krimis „Die schützende Hand“, anlässlich einer Lesung in Marburg im Sommer.
Buchkritik zum Interview: Wolfgang Schorlaus politischer Krimi „Die schützende Hand“, der achte Fall seines Privatdetektivs Georg Dengler, ist hervorragend gut recherchiert. Er bietet einen ausgezeichneten Einblick in den detailreichen NSU-Komplex. Eine seiner Stärken ist die Ziehung einer Verbindungslinie zu den Ereignissen Anfang der 1990er Jahre im gerade „wiedervereinigten“ Deutschland, als Flüchtlingsheime brannten, Medien „Das Boot ist voll“ trommelten und die Politik das Grundrecht auf Asyl de facto abschaffte.
Zuweilen wirkt Schorlaus Krimi aber auch überfrachtet. Gerade weil sein Buch mit einem durch einen umfangreichen Anmerkungsapparat noch unterstrichenen Authentizitätsanspruch daherkommt, was Schorlau die Einladung als Experten im baden-württembergischen NSU-Ausschuss einbrachte, ist etwa die doch sehr spekulativ erscheinende Thematisierung auch noch des Mordes an den Bankier Alfred Herrhausen ganz unnötig. Und einige antiamerikanische Ausritte wären sicherlich ebenso zu ersparen gewesen. Auch wenn die USA der nach wie vor stärkste kapitalistische Staat auf unserem Planeten ist, macht dieser Umstand die BRD noch lange nicht zu ihrem Vasallenstaat. Zutreffender wäre dieses Verhältnis als ein dialektisches von Konkurrenz und gemeinsamen Interessen zu charakterisieren. Und Steuervermeidung ist ganz sicher kein Alleinstellungsmerkmal US-amerikanischer Großkonzerne, wie in diesem Krimi fast suggeriert wird.
Insgesamt aber ist „Die schützende Hand“ ein sehr empfehlenswertes Buch. Die kompakte und gut nachvollziehbare Erzählung der NSU-Geschichte wirkt schockierend. Umso beunruhigender ist das doch relativ geringe Interesse an ihrer vollständigen Aufklärung sowohl der Politik als auch der Öffentlichkeit.
Ahoi!
Leinen los für das Fluchtschiffprojekt. (Download) (Anhören)
Im dritten Jahr in Folge organisieren Heinz Ratz von der Band Strom&Wasser und KollegInnen ein Flüchtlingsprojekt. Am 14. Juli stachen sie mit zwei selbstgebauten Flößen in den Fluss. Auf ihrer Homepage www.fluchtschiff.de heißt es dazu: „Die Verletzlichkeit dieser Transportmittel in direktem Kontrast zu den Luxusjachten und Ausflugsdampfern der touristisch genutzten Binnengewässer wird auf die dramatische Situation von Flüchtlingen allgemein, die abendlich stattfindenden Konzerte auf die besonders tragische und bedrohliche Situation von fliehenden Frauen und Kindern aufmerksam machen.“
Geplant ist, dass die Tour Main-, Neckar-, und Rheinabwärts und dann entlang des Mittellandkanals bis nach Berlin führt. Es gibt viele Möglichkeiten, an diesem Projekt zu partizipieren. Darüber und wie die ersten 5 Tage dieses Projekts gelaufen sind sprachen wir mit Heinz Ratz angelegentlich eines Konzerts, dass Strom&Wasser und Musikerinnen der Flüchtlingsfrauen auf dem von der Stadt Aschaffenburg ausgerichteten multikulturellen Fest „Brüderschaft der Völker“ gegeben haben.
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten unter:
www.fluchtschiff.de
Ahoi für eine Welt für Alle!
Interview mit Heinz Ratz von Strom & Wasser (Download) (Anhören)
Es ist das dritte Jahr in Folge, dass Heinz Ratz mit seiner Band Strom & Wasser ein Projekt zur Solidarität mit Flüchtlingen angeht. 2012/2013 tourte Strom & Wasser mit Musikern aus Flüchtlingslagern, 2014 wollen sie mit zwei Flößen in den Fluss stechen.
Welche Erfahrungen Heinz Ratz mit der Tour 2012/2013 gemacht hat und was die Idee hinter dem Floßprojekt in diesem Jahr ist, das fragten wir ihn, bevor er mit seiner Band das Cafe Trauma in Marburg bespielte. Dieses Konzert war übrigens der Auftakt zu ihrer „Kleinen Anticool-Warm-up Tour“ anlässlich ihrer neuen Scheibe „Anti Cool“.
Weiteres dazu unter: www.strom-wasser.de
Link zu vom Heinz Ratz am Ende des Interviews angesagten Lieds: http://www.youtube.com/watch?v=V86Ip6kO18E
Pipi, Limonade und das Jüngste Gericht – ein Theaterstück in wieder einmal schwieriger Zeit
zum Beitrag: (Download) (Anhören)
Dieser Beitrag ist ein Exklusivbericht der Nachrichtenredaktion des Trotzfunks aus den heiligen Hallen des Vatikans.